FSV I.C. Azzurri Landau 1982
FSV I.C. Azzurri Landau - Schriftstücke
FSV I.C. Azzurri Landau 1982

 

Quelle: Zeitschrift "DER LANDAUER"
3. Jahrgang Nr. 1. März 1986

 

Wie aus der Vokabel "Azzurri" unschwer abzuleiten, handelt es sich dabei um einen Club, dem vornehmlich Italiener angehören. Daß dem so ist, sollen auch die beiden Initialen "IC" zum Ausdruck bringen: Italienischer Club. Allerdings lassen die zwei Buchstaben auch eine andere Deutung zu, die von den Verantwortlichen nicht ungern gehört wird: Internationaler Club. Angehörige dreier Nationalitäten - neben Italiener und Deutschen noch einige Portugiesen - haben sich hier zu einer kleinen Fußball-EG zusammengefunden, die von einem Jugoslawen als östlicher "Wirtschaftshilfe" komplettiert wird. Die offizielle Geburtsstunde des IC Azzurri Landau schlug im November 1982, als aus einer zuvor losen Vereinigung ein offizieller Verein mit gewählter Vorstandschaft wurde. Keimzelle des Clubs war eine sogenannte Stammtischmannschaft, die aus Spaß an der Freud hinter dem Fußball herjagte. Einige der ehemaligen "Stammtisch-Kicker" sind noch heute als Spieler der 1. Mannschaft dabei - ein Beleg dafür, dass im Verborgenen Talente reifen. Man muss sie nur zu finden wissen. Triebfeder und Gründerväter waren die Gebrüder Carmelo und Giuseppe ("Pino") Soroberto, die denn auch in dieser Reihenfolge als 1. und 2. Vorsitzender Verantwortung für den "Neuling" übernahmen.Der Verein war zwar klein, nichtsdestoweniger jedoch schmückt er sich - schließlich ist die italienische Nationalmannschaft amtierender Fußball-Weltmeister - im liebenswerten Überschwang der Gefühle gleich mit vier Präsidenten. Mittlerweile sind es nur noch zwei, wobei Pino Soroberto, seit 20 Jahren in Landau und Inhaber einer Pizzeria, Bruder Carmelo als Vorsitzender ablöste: Letzterer musste aus familiären Gründen nach Italien zurück. In der Saison 1983/84 gaben die "Italiener" in der C-Klasse Landau ihr Debüt mit einem Pokalspiel: Am 14. August 1983 - dieser Termin ist noch allen in lebhafter Erninnerung - verlor der IC Azzurri gegen TSV Wehyer mit 1:2. Die Meisterschaftsrunde wurde mit dem 12. Platz abgeschlossen, ein Jahr später sprang bereits der 8. Rang heraus. In der laufenden Saison hält der IC Azzurri (zumindest zu dem Zeitpunkt, da diese Zeilen geschrieben wurden) den 2. Platz, nach Minuspunkten stellt er sogar das beste Team der Spielklasse. Doch an Meisterschaft und Aufstieg wagt noch niemand zu denken: " Die Runde ist noch lang, wir haben noch sehr schwere Spiele vor uns." Der IC Azzurri heute: Das sind genau 53 Mitglieder, die aktiven Spieler eingeschlossen, wovon der Verein 40 ( 27 Italiener und 13 Deutsche) in zwei Mannschaften hat. Den Stamm der "Ersten", die die richtige Mischung aus Spielwitz und Kampfkraft gefunden hat, bilden sieben "Azzurris" und fünf Deutsche. Gespielt wird auf dem Sportplatz an der Horstringschule, das Publikum rekrutiert sich vorzugsweise aus Familienmitglieder der Spieler, einschließlich der Kleinkinder. Allzu viele Zuschauer kommen nicht zu den Heimbegegnungen des Clubs, doch die Begeisterung macht mangelnde Masse wett, überträgt sich auch auf das Team. Dieter Ottinger als erster Betreuer hat die Mannschaft geformt, jetzt ist in dieser Funktion als Spielertrainer Josef Weber, genannt "Pele", tätig. Mit Erfolg, wie der bisherige Verlauf der Saison zeigt. Als Kapitän der 1. Mannschaft amtiert Guido Kuhn. " IC Azzurri non è soltanto un nome" (der IC Azzurri ist nicht nur ein Name), heißt es in einem der Mitgliederheftchen, die die Vereinsführung herausgegeben hat. Das trifft zweifellos zu. Denn neben der sportlichen Betätigung bietet er seinen Angehörigen auch eine Heimstatt, wo neben dem Fußball das Familienleben gepflegt wird. Für die italienischen Mitglieder vor allem wichtig, die hier unter Landsleuten die engen Bindungen weiterpflegen können. Ein Getto allerdings bildet der Verein nicht, Berührungsängste kennt man nicht. Dafür sorgen schon die Spieler, von denen viele in Pizzerias in Landau arbeiten und von daher gute Kontakte zum "deutschen Umfeld" haben. "Kontakte mit möglichst vielen Deutschen sind für uns sehr wichtig", sagt auch Luis Filipe Ferreira, der aus Portugals Metropole Lissabon stammt, aber ebenfalls schon seit zwei Jahrzehnten in Landau ansässig ist und beim IC Azzurri als Spielleiter und Mädchen für alles fungiert. " Und wir glauben, dass dies am besten über den Sport zu machen ist." fügt er hinzu. Dass der Club trotz allen Engagements seiner Mitglieder nicht auf Rosen gebettet ist, liegt auf der Hand. Einnahmen zwischen 20 und 60 Mark aus einem Heimspiel sind die Regel, die ebenso in der Regel bereits als Salär für den Schiedsrichter draufgehen. Wenn weitere Kosten anfallen, muss der Herr Präsident in die Privatschatulle greifen. Aber nicht nur er. Unter diesen Umständen traf es den Verein besonders hart, dass er sein bisheriges Clubhaus, wo ein paar Mark aus dem Wirtschaftsbetrieb die schmale Kasse auffrischten, in einem Gebäude an der Neustadter Straße aufgeben mussten. Es wird abgerissen, man braucht Platz für einen Großmarkt. Bisherige Vorstöße bei der Stadtverwaltung wegen anderer geeigneter   Räumlichkeiten stießen ins Leere, der Club hat noch kein neues Domizil gefunden. Er bräuchte es aber dringend, denn "sonst kann der IC Azzurri nicht überleben." Doch überleben möchte er, seine Mitglieder hängen an ihm. So wie Filipe Ferreira, der im positiven Sinne fußballverrückte Portugiese, seit 41 Jahren Mitglied des Lissaboner Clubs Belenenses: " Der IC Azzurri ist ein Stück meines Lebens." Als Clublokal-Notlösung dient momentan der "Galeerenturm", wo sich Spieler und Vorstandsmitglieder nach dem Training treffen, um die Marschroute für die nächste Begegnung festzulegen. Man ist dem Inhaber der Gaststätte für die Uberlassung des Raumes ebenso dankbar wir dem TV Nussdorf und dem HSV Landau, auf deren Plätzen die Mannschaft während der Wintermonate mangels eigener Beleuchtungsmöglichkeiten auf dem Horstringgeläde trainieren darf. In den Dank eingeschlossen ist die Südpfälzer Volksbank in Landau, die sich als Sponsor der "Italiener" betätigt, ihnen Trikots und Bälle zur Verfügung stellt: "Ohne diese Unterstützung wäre der IC Azzurri schon weg vom Fenster." Ein drittes drängendes Problem stellt sich dem Club insofern, als der Ballfangzaun hinter dem östlichen Tor vom Winde umgeweht und laut Schreiben des Sportamts nicht mehr reparabel ist. Ein Ersatz ist nicht in Sicht, die Mittel - um noch einmal das Sportamt zu zitieren - fehlen der Stadt. Dafür aber hält man Trost in Form eines kleinen Scherzchens parat: " Bläuen Sie Ihren Spielern ein, künftig den Ball ins Tor statt darüber zu schießen." Der IC Azzurri hat also so seine Schwierigkeiten. Aber das Lamentieren hält sich trotzdem in Grenzen. Umso mehr hält man vom Sport, vom Fußball im besonderen. Noch einmal Luis Filipe Ferreira: "Wir respektieren alle Gegner, und die Gegner respektieren uns. Es läuft alles wunderbar." Besonders stolz ist der Spielleiter darauf, daß seine Mannschaft in dieser Meisterschaftsrunde lediglich sechs gelbe Karten, aber keine rote quittieren mußte: "Die Disziplin stimmt bei uns, und das ist sehr wichtig." Wichtig ist sowohl ihm als auch seinem Präsidenten Pino Soroberto, wie sich der Fußball in ihrem jeweiligen Heimatland darstellt. Sie informieren sich Sonntag für Sonntag über die Ergebnisse, kennen aktuelle Namen und Daten aus dem Eff-Eff. Aber noch ein bißchen wichtiger ist ihnen "ihr" Verein in Landau. Vorsitzender Giuseppe Soroberto, der aus Torre Santa Susanna im Bezirk Brindisi kommt, im vergangenen Jahr noch in der 1. Mannschaft der "Landauer Italiener" spielte und zum Abschluß ein "Abschiedsspiel" erhält, formuliert das so: "Wenn der IC Azzurri in die B-Klasse aufsteigen sollte, wäre das für uns so, wie wenn Italien wieder Fußball-Weltmeister
würde."

 

 

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Urkunden:









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Spieltagsberichte aus der Saison 2005/2006:



























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